Ich kann den Leserbrief von Hans-Rudolf Iten-Hartmann mit all seinen Falschaussagen und Beschuldigungen nicht unkommentiert lassen. Im Projekt «Mission B» des Schweizer Fernsehens SRF geht es darum, die Bevölkerung über den schlechten Zustand der Biodiversität zu informieren und gleichzeitig zu sagen, dass jede einzelne Person etwas dagegen tun kann. Dies hat nichts mit einer «Hirnwäsche» zu tun. Es sind wissenschaftlich belegte Fakten, dass es um die Biodiversität in der Schweiz sehr schlecht steht und dringend Handlungsbedarf besteht. Die Kampagne soll die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisieren und hat keine politischen Absichten. Schliesslich ist der Biodiversitätsverlust seit über 20 Jahren ein dringendes Thema, das uns alle etwas angeht. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass wir handeln müssen. Dass nun die Medien endlich dieses Thema etwas breiter aufgenommen haben, wurde höchste Zeit. Übrigens: Eine «Hirnwäsche» ist wohl eher die ewige Leier vom andauernden Wachstum, obwohl allen klar sein sollte, dass unser Planet dies auf die Dauer nicht verkraftet. Falsch ist auch die Aussage, dass «Mission B» ein Projekt von Pro Natura und Birdlife sei. «Mission B» ist klar von SRF initiiert worden. Die Umweltorganisationen unterstützen die Kampagne, weil sie das gleiche Ziel verfolgt wie sie: den Rückgang der Biodiversität stoppen. Die Lancierung der Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)», welche von Pro Natura und Co. initiiert wurde, steht in keinem Zusammenhang zum SRF-Projekt «Mission B». Dass sie zeitgleich laufen, ist reiner Zufall.
Zum Kommentar über die klimastreikenden Schülerinnen und Schüler, die laut Iten-Hartmann in einer Höhle leben sollen: Anstatt zu Hause die Arme zu verschränken und zu sagen, man könne alleine eh nichts tun, gehen die Schüler auf die Strasse und verschaffen sich Gehör. Sie fordern von Entscheidungsträgern und uns Erwachsenen, dass die nötigen Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgase endlich umgesetzt werden. Dabei geht es nicht darum, sein ganzes Leben von heute auf morgen umzukrempeln, um nachhaltig zu leben. Es gibt Hunderte Dinge, die man bei sich selber findet, um etwas zu verbessern. Auch viele Klimastreikende haben angefangen, ihren eigenen Lebensstil kritisch zu hinterfragen und in kleinen Schritten hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu kommen, auch wenn das nicht immer so einfach ist. Nur schon die Jeans, die Sie erwähnt haben: Wissen Sie, wie lange ich nach biologisch und fair produzierten Jeans gesucht habe, bis ich etwas gefunden habe? Und solche gibt es nur in speziellen Läden. Dass die allerwenigsten diesen grossen Aufwand betreiben, kann ich durchaus verstehen. Aber man kann mit kleinen Schritten anfangen, z. B. ein paar einheimische Blumen pflanzen und seine Energie für etwas Nachhaltiges einsetzten, statt für gehässige Leserbriefe, die inhaltlich auch noch völlig falsch sind.
Stéphanie Vuichard, Vorstandsmitglied Pro Natura Zug, Kantonsrätin ALG, Zug