Pestizide und Nitrat im Zuger Trinkwasser

Die SP hat eine Interpellation betreffend Pestizide und Nitrat im Zuger Trinkwasser eingereicht. Die Interpellation und die Antwort des Regierungsrates findet Ihr hier.

Hier seht ihr mein Votum, das ich an der Kantonsratssitzung gehalten habe:

Wir begrüssen die regelmässigen Kontrollen des Trinkwassers auf verschiedenste Mikroverunreinigungen sowie die Einberufung eines runden Tischs mit den betroffenen Akteuren. Kanton und Gemeinden scheinen sich der Wichtigkeit von sauberem Trinkwasser bewusst. Jedoch geht aus der Antwort des Regierungsrates klar hervor, dass zwischendurch Grenzwerte überschritten werden. Wasserfassungen müssen vorübergehend Ausserbetrieb genommen oder so stark mit anderen Wasserquellen vermischt werden, damit es den Trinkwasseranforderungen wieder genügt. Doch was ist, wenn der nächste Hitzesommer kommt und zu wenig Wasser zum Vermischen vorhanden ist? Die ganze Situation mit unserem Trinkwassers ist für uns äusserst unbefriedigend.

Letztes Jahr wurde bekannt, dass der Wirkstoff Chlorothalonil, welches jahrelang eingesetzt wurde, wahrscheinlich krebserregend ist. Das Chlorothalonil wurde in der Zwischenzeit verboten, doch werden noch über Jahre hinweg Spuren dieses Pestizids und deren Abbauprodukte im Boden und somit auch im Grundwasser und im Trinkwasser nachweisbar sein. Ein grosses Problem dabei liegt auch bei der Zulassung der Pflanzenschutzmittel. Das Bundesamt für Landwirtschaft ist für die Bewilligung neuer Pestizide zuständig. Leider ist das Amt hier überlastet, weil so viele neue Pflanzenschutzmittel eingereicht werden. Die landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope überprüft die Pflanzenschutzmittel bezüglich Wirksamkeit, Ernterückständen, Umweltverhalten und Ökotoxizität. Die Agroscope ist dem Bundesamt für Landwirtschaft angegliedert. Sie ist somit keine unabhängige Prüfstelle. Gewisse Gefahren von Pflanzenschutzmittel und ihren Abbauprodukten können auch erst bekannt werden, nach dem es schon draussen eingesetzt wurde. So wie es beim Chlorothalonil der Fall war. Wird hier das Vorsorgeprinzip nicht genügend umgesetzt? Die Mängel beim Bund sind nicht zu unterschätzen und werden auch von Umweltorganisationen scharf kritisiert.

Die Konflikte beim Bund können wir hier in Zug nicht lösen. Doch ist es wichtig, dass sich der Kanton dieser Problematik bewusst ist. Und daraus folgt, dass der Kanton weitere Massnahmen treffen muss, um Mensch und Umwelt vor möglichen schädlichen Chemikalieneinsätzen zu schützen. Auch in Bezug auf die teilweise erhöhten Nitratwerte hat die Regierung die Pflicht zu handeln. Der Kanton hat die Möglichkeit, grössere Pufferstreifen entlang von Grundwasserschutzzonen, Gewässern und Feuchtgebieten zu erlassen. Auch braucht es bessere Kontrollen und Beratungen. So ist z.B. immer noch ein grosses Problem, dass Geräte, mit denen Pestizide gespritzt wurden, danach auf Asphaltflächen gewaschen werden. Das pestizidbelastete Wasser kann dabei direkt in den nächsten Bach landen. Zudem könnte der Kanton den Biolandbau fördern, denn da werden keine bedenkliche, synthetische Pestizide angewendet.

Die Landwirtschaft ist aber nicht alleiniger Verursacher der Gewässerverschmutzung. Private, Landschaftsgärtner, Hauswartsbetriebe und Werkhöfen nutzen ebenfalls diverse Pestizide. Die Sensibilisierung der Zuger Bevölkerung in Bezug auf Pestizideinsatz im Garten und auf öffentlichen Flächen ist eine wichtige Aufgabe, welche der Kanton angehen muss.

In der Antwort des Regierungsrats steht zudem, dass Grundwasserfassungen aufgrund von überbautem, versiegeltem Gebiet aufgegeben werden mussten. Künftig soll in der Raumplanung beachtet werden, dass keine weiteren Flächen überbaut und versiegelt werden, wenn dadurch Grundwasserfassungen verunmöglicht werden. Dies auch in Hinblick auf die immer trockener werdenden Sommer aufgrund des Klimawandels.

Ich hoffe, dass der Regierungsrat sich stärker für den Schutz unseres Trinkwassers einsetzt. Eine hohe Trinkwasserqualität ist ein wertvolles Gut, welchem wir Sorge tragen müssen.