Vier Fliegen mit einer Klappe

Heute gibt es im Mittelland pro Jahr durchschnittlich 11 Hitzetage, wo es über 30° C wird. Gemäss Prognosen werden es künftig wegen dem Klimawandel bis zu 45 Hitzetage. Bei der Arbeit draussen oder in einem schlechtisolierten Gebäude, wie dies noch bei vielen Büros der Fall ist, nimmt die Produktivität ab. In der Stadt einkaufen wird eine richtige Strapaze, insbesondere für ältere Menschen. Bei dieser Hitze wird der Aufenthalt im Siedlungsraum unattraktiv.

Wir müssen einerseits versuchen, die Klimaerwärmung möglichst gering zu halten, in dem wir unseren CO2-Ausstoss auf netto null bringen. Doch auch wenn dies bis 2050 erreicht wird, ist ein Teil der Klimaerwärmung bereits geschehen. Deshalb braucht es zusätzlich eine Klimaanpassung, also eine Adaption an ein heisseres Klima – insbesondere im Siedlungsraum. Denn hier gibt es viel Asphalt und Beton, das sich an heissen Tagen stark aufheizt.

Eine sinnvolle Massnahme zur Klimaanpassung ist die Schaffung von Grünflächen und Wasserstellen wie offen gelegte Bäche, Weiher und Trinkbrunnen wo immer möglich. Wird heute ein neuer Platz geplant, so wird die Fläche zuerst grau eingezeichnet und dann gibt es idealerweise ein paar grüne Flächen darin. Eigentlich müsste die planerische Herangehensweise umgekehrt verlaufen. Man sollte sich den ganzen Platz grün denken und überlegen, wo die Menschen durchgehen und nur dort den Weg erstellen. Schon hätte man einiges mehr an Grünfläche gewonnen. Diese sind nicht versiegelt und können daher das Regenwasser besser speichern. Kanalisationen werden so bei Starkregenereignissen entlastet.

Überall bei uns in Zug sehe ich asphaltierte Flächen, wo praktisch niemand darüber geht oder fährt. Man könnte all diese Flächen begrünen. Dabei denke ich nicht an Rasen, sondern an Blumenwiese und blütenreiche Ruderalflächen. Werden diese Grünflächen auch noch mit einheimischem Saatgut angesät, wäre das gleichzeitig eine Förderung der Biodiversität, die stark unter Druck steht. Doch leider sieht man oft nur Rasenflächen, die unnötig oft gemäht werden und in einem trockenen, heissen Sommer eingehen oder mit grossem Energieaufwand bewässert werden müssen.

Was man kaum sieht sind Vertikalbegrünungen. Sie hätten einen kühlenden Effekt nach draussen und eine isolierende Wirkung zur Fassade. Dasselbe gilt für begrünte Dächer. Es gibt unterdessen gute Beispiele, dass Solaranlagen und Dachbegrünungen kombiniert werden können und sich nicht gegenseitig ausschliessen. Zudem zeigen diverse Umfragen, dass die Mehrheit naturnahe Grünflächen und Vertikalbegrünungen viel attraktiver finden als den heutigen Standard mit Asphalt- und monotonen Rasenflächen. Der Erholungswert und damit die Lebensqualität der Bevölkerung steigen dadurch.

Einen noch grösseren Kühleffekt haben Bäume. Unter einer grossen Baumkrone kann es 7° C kühler sein als nebenan. Dies aber erst, wenn der Baum eine gewisse Grösse und daher ein gewisses Alter von mind. 30 Jahren hat. Viele Stadtbäume werden jedoch schon nach 20 Jahren wieder gefällt. In der Stadtplanung muss daher viel mehr Raum langfristig für Bäume gesichert werden, die nicht unterkellert sind, sodass die Wurzeln genug Platz haben und der Baum entsprechend wachsen kann. Alte Bäume sind bei der Bevölkerung besonders beliebt.

Mit einer vorausschauenden Grünflächenplanung werden vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Klimaanpassung, mehr Lebensqualität für die Bevölkerung, Regenspitzen brechen und Biodiversitätsförderung. Und hier haben wir im Kanton Zug noch viel Arbeit vor uns. Packen wir es an!

 

Ein Artikel, den ich in der Zuger Zeitung in der Rubrik “Zuger Ansichten” veröffentlichen konnte.