Der bedrohte Froschprinz

Im Märchen verwandelt sich der Frosch durch einen Kuss zum Prinzen. Vom Küssen würde ich abraten, aber für eine faszinierende Verwandlung ist der Frosch durchaus im Stande. Ich spreche von der Metamorphose, wenn sich die Kaulquappe zum Frosch entwickelt – Der Schwanz bildet sich zurück, dafür wachsen Hinter- und dann Vorderbeine, die Kiemen verschwinden und die Lunge entwickelt sich.

Nur wenige schaffen diese Entwicklung, denn das Leben als Frosch ist gefährlich. Anfangs kann der Laich von Enten, Molchen und anderen Tieren gefressen werden. Wird der Laich verschont und schlüpft die Kaulquappe, muss sie sich vor Feinden wie den Libellenlarven verstecken. Wenn Fische im Weiher sind, ist ein Überleben praktisch hoffnungslos. Bloss die giftige Erdkröte kommt mit Fischen noch einigermassen zurecht. Der metamorphosierte Frosch lebt fortan an Land, wo weitere Gefahren lauern. Nebst natürlichen Feinden wie Graureiher oder Iltis gibt es lebensbedrohliche Strasse zu überqueren. Das Dilemma des Frosches ist, dass er immer wieder auf Wanderschaft ist, vom Laichgewässer zum Sommerquartier und später zum Überwinterungsplatz retour. Dabei liegen häufig Strassen zwischen den genutzten Lebensräumen. Im Scheinwerferlicht des Autos erstarren die Frösche. Sie werden daher oft überfahren oder durch den Luftdruck des darüberfahrenden Autos erdrückt. Schafft es der Frosch lebend über die Strasse, kann es sein, dass er dem zu hohen Randstein entlang hüpft, bis er in den nächstliegenden Schacht fällt und verendet.

Der Grasfrosch wird mit etwa drei Jahren geschlechtsreif und sucht erst dann wieder ein Laichgewässer auf. In der Regel kehrt er dahin zurück, wo er selbst einst geschlüpft ist. Hier kommt das nächste Problem. In den letzten hundert Jahren sind viele Laichgewässer verschwunden. Es erstaunt daher nicht, dass 70 % der Amphibienarten in der Schweiz bedroht sind. Der Kammmolch ist im Kanton Zug ausgestorben. Der seltene Laubfrosch hingegen ist sich dank Fördermassnahmen im Kanton Zug wieder am Ausbreiten. Neue Weiher schaffen und sichere Amphibiendurchlässe unter der Strasse erstellen sind wichtige Massnahmen, die es umzusetzen gilt. Damit uns der Froschprinz weiterhin die Mücken wegfressen kann.