Förderung der regionalen Landwirtschaft durch Mensen

Im Kantonsrat haben wir das Postulat von Luzian Franzini, Stéphanie Vuichard, Andreas Lustenberger, Mariann Hess und Rita Hofer betreffend die Förderung der regionalen Landwirtschaft durch Mensen in kantonalen Institutionen behandelt. Der Regierungsrat beantragte die Teilerheblich-Erklärung und Abschreibung des Postulats. Wir hätten es gerne noch nicht abgeschrieben, da wir uns klare Zielvorgaben bezüglich des Anteils an biologisch produzierten Lebensmitteln gewünscht hätten und auch das Thema «Nudging» wurde vom Regierungsrat ignoriert. Mit Nudging ist das Anschubsen einer positiven Verhaltensänderung gemeint. Dass also z.B. das Hauptmenu vegetarisch ist und das Spezialmenu mit Fleisch. Oder dass das Vegi- und das Fleischmenu nicht gleich viel kosten, wie es momentan der Fall ist, sondern Fleisch ein klein wenig mehr kostet. Das wäre angesichts des höheren Ressourcenverbrauchs für Fleisch nur gerechtfertigt. Hierfür erhielten wir bei der Mehrheit des Kantonsrats jedoch kein Gehör.

Hier lest Ihr mein ganzes Votum zu diesem Geschäft:

Dieser Vorstoss hat zwei Grundanliegen. Einerseits soll der Kanton Zug als ein wichtiger Beschaffer und somit Kunde der Zuger Wirtschaft auch möglichst viel lokal einkaufen. Dies stärkt die lokale Landwirtschaft, ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die biologische Landwirtschaft gelegt werden.

Gleichzeitig soll der Kanton Zug selbst eine aktive Rolle bei der Reduktion des CO2-Austosses haben. Die Ernährung ist einer der Haupthebel, um den menschgemachten CO2-Austoss zu reduzieren, denn 16% des CO2-Austosses ist auf unsere Ernährung zurückzuführen.

Der Verzehr von lokalen und damit auch saisonalen Nahrungsmitteln und die Reduktion des Fleischkonsums wirken dem entgegen. Ich spreche nicht davon, dass man nur vegetarisches Essen anbieten soll, es geht nicht um ein Verbot, aber dass man den Fleischkonsum auf ein ökologisches und notabene auch gesünderes Mass reduziert. Dass also beispielsweise die Kühe Gras fressen statt Soja von weither. Und dass wir nicht zu viel Hühner- und Kuhmist haben, den man kaum los wird und stattdessen den Zugersee überdüngt. Dass Ackerbauflächen für den direkten menschlichen Verzehr statt für Futteranbau gedacht ist, und somit der Selbstversorgungsanteil gesteigert wird. Aber was bedeutet denn weniger Fleischkonsum? Wie viel Fleisch ist ökologisch betrachtet tragbar? Mehrere Berechnungen unter anderem von Greenpeace zeigen, dass ein Pro Kopf-Konsum von 200-300g Fleisch pro Woche ökologisch vertretbar ist. Also grob gesagt sind das zwei bis drei Mal pro Woche eine Mahlzeit, das Fleisch beinhaltet. Was denken Sie, ist momentan der Pro Kopf-Konsum pro Woche? Zurzeit liegt er bei etwa einem Kilogramm pro Woche und somit über Dreimal so viel wie ökologisch vertretbar wäre. Viele, mit denen ich über den Fleischkonsum rede, sagen von sich aus, dass sie weniger Fleisch essen und bewusst ab und zu vegetarisch essen. Aber eigentlich sollte es doch umgekehrt sein: Vegetarisch sollte das Normale sein, und ab und zu isst man bewusst etwas Fleisch und gibt diesem Produkt wieder mehr Wertschätzung. Ich zumindest geniesse das Fleisch viel mehr, seit ich nur noch 1-2 Mal in der Woche etwas Fleisch konsumiere. Und dieser Ansatz sollte auch in einer kantonalen Mensa sein. Das Hauptmenu sollte standardmässig vegetarisch sein, und wer sich Fleisch gönnen will, kann das Spezialmenu «mit Fleisch» nehmen.

Was ich unverständlich finde, ist, dass gemäss Bericht das Fleischmenu gleich viel kostet wie das Vegetarische Menu. In Anbetracht dessen, dass Fleisch generell einen viel höheren Ressourcenverbrauch benötigt, sollte das im Preis abgebildet werden. Ein Preisunterschied von einem Franken beispielsweise wäre ein starkes Zeichen. Das Fleischmenu ist ansonsten zu stark subventioniert.

Stellen Kantinen ihre Ernährung um, indem die Hauptmahlzeit standardmässig vegetarisch und ein wenig günstiger wäre als das Fleischmenu, so würde der vegetarische Konsum massiv zunehmen. Verantwortlich dafür ist das sogenannte «Nudging» , ein Begriff aus der Wirtschaftspsychologie, welche das Anschubsen einer positiven Verhaltensänderung meint.

Nun zu unserer Forderung für mehr Biologisch produzierten Lebensmitteln in Mensen: Biologische Ernährung entspricht einem Bedürfnis der Zuger Bevölkerung. Wie eine Auswertung der Migros zeigt, kaufen Zugerinnen und Zuger mit 18.2% überdurchschnittlich viel biologisch ein. Diesem Bedürfnis sollen auch die Kantinen des Kantons Zug nachkommen. Aus dem Bericht des Regierungsrates geht nicht hervor, wie hoch der Anteil an biologisch produzierten Produkten heute ist. Ich vermute, der Anteil ist verschwindend klein. Eine Steigerung vom heutigen Bio-Anteil sollte angestrebt werden, was gut möglich wäre.

Es zeigt sich aus der Antwort – Die Zuger Mensen und Kantinen wissen, dass die Zukunft in der nachhaltigen Ernährung liegt. Doch es fehlt an konkreten Zielen und verbindlichen Richtwerten. Mit diesem Postulat wollen wir die Nachhaltigkeit insgesamt stärken, den Bio-Anteil erhöhen und den Fleischkonsum reduzieren.

Übrigens machen gerade unsere Nachbarkantone bereits viel in diesem Bereich. Der Kanton Luzern will eine nachhaltigen Gastronomie und Verpflegung mit einem hohen Anteil an biologisch produzierten Lebensmitteln sowie weitere Klimaziele in Leistungsvereinbarung von Kantinenbetreibern integrieren.

In diesem Sinne unterstützt die ALG-Fraktion den Antrag, das Postulat als teilerheblich zu erklären, aber nicht abzuschreiben. Vorher möchten wir wissen, wie hoch der Bio-Anteil heute ist, was das Ziel ist für den Bio-Anteil in der Zukunft und dass das vegetarische Angebot preislich attraktiver und mit einem höheren Stellenwert angeboten wird.