Pestizideinträge in Zuger Gewässer

Am 2. März behandelten wir im Kantonsrat unsere Interpellation betreffen Pestizideinträge im Gewässer (https://kr-geschaefte.zug.ch/gast/geschaefte/2405). Ich wurde ursprünglich von diesem SRF-Beirag dazu motiviert, dem Regierungsrat Fragen zu stellen: https://www.srf.ch/news/schweiz/fehler-maengel-wegschauen-darum-ist-zu-viel-pestizid-im-bach

Hier lest Ihr mein Votum zur Antwort des Regierungsrates:

Wir begrüssen, dass die Waschplätze für Spritzmaschinen seit 2 Jahren vor Ort kontrolliert werden. Auch gibt es Massnahmen wie die Sensibilisierung der Landwirte, die Schächte vor dem Dünge- und Spritzvorgang temporär abzudecken. Uns fehlen jedoch der Wille und die Kreativität, tatsächlich die Problematik ernsthaft anzugehen. Es wird gesagt, dass der Bund zuständig ist und man nicht im Alleingang beispielsweise Spritzabstände zu Schächten verordnen möchte. Bei ein bis zwei Schächten pro Hektare könnte man aber beispielsweise die Schächte und die sowieso vorgeschriebenen Biodiversitätsförderflächen zusammenlegen. So könnte man z.B. eine Buntbrache oder eine Hecke dort anlegen, wo ein Schacht liegt und dort müsste dann auch genügend Dünge- und Spritzabstand eingehalten werden. Für diese ökologischen Ausgleichsflächen, die nicht gedüngt und gespritzt werden dürfen, gibt es dann auch Entschädigungen.

Dann zu den Drainagen: Der Regierungsrat schreibt, dass ca. 14% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche drainiert ist, also ca. 2‘370 ha. Auch durch diese gelangen Pestizide in die Gewässer. Der Regierungsrat spricht trotzdem davon, diese alle zu erneuern und instand zustellen. Ich erinnere hier alle daran, dass wir durch den Klimawandel vermehrt trockene, heisse Sommer erwarten. Ist es dann noch angebracht, alle Drainagen zu erneuern, die das Regenwasser schnell ableiten? Müsste man nicht endlich umdenken und sich überlegen, ob Drainagen zumindest an gewissen Orten nicht mehr zeitgemäss, beziehungsweise „klimagemäss“ sind? Wäre es nicht besser, wenn man das Regenwasser auf bestimmten Flächen zurückhält? Ausserdem steht geschrieben, dass manche Drainagen in ehemaligen Ried- und Moorgebieten liegen. Wäre es dann nicht auch angezeigt zu überlegen, ob gewisse Parzellen in ehemaligen Moorflächen, die häufiger vernässt sind, auch renaturiert werden könnten, statt für viel Geld die Drainagen zu erneuern? Moorflächen sind wichtige Pufferflächen bei Starkniederschlägen, die es ebenfalls durch den Klimawandel häufiger geben wird und wo Drainagen auch nicht mehr helfen. Zudem speichern Moorflächen immens viel CO2, was im Interesse des Kantons sein sollte. Gibt es dazu auch Überlegungen?

Untersuchungen zur Pestizidbelastung in Fliessgewässern sind in der Tat aufwändig. Im Jahr 2015 wurde eine Untersuchung auf Mikroverunreinigung im Dersbach durchgeführt, wobei eine hohe Belastung festgestellt wurde. Sechs Jahre später untersucht nun das Amt für Umwelt im Rahmen eines Pilotprojekts wiederum Fliessgewässer auf Mikroverunreinigungen über mehrere Jahre in verschiedenen Einzugsgebieten. Wir begrüssen dieses Messprogramm, können dadurch genauere Aussagen zum Zustand der Zuger Gewässer und vielleicht auch zu den Quellen der Verschmutzung gemacht werden. Wie es der Regierungsrat schreibt, kommen Mikroverunreinigungen nicht nur von der Landwirtschaft sondern auch von Siedlungen.

Was wir jedoch bedauern, ist, dass nur chemische Analysen in den Gewässern durchgeführt werden. Die chemische Analyse ist nur ein Aspekt und sagt wenig über die langfristige Belastung im Gewässerlebensraum und seine Lebensgemeinschaft aus. Wir empfehlen, auch die Sedimente im Gewässer zu untersuchen, sowie die Wasserlebewesen, welche von einer Pestizidbelastung direkt betroffen sind, zu untersuchen. Die Makrozoobenthos, also kleine wirbellose Tiere am Bachgrund, geben ein relativ gutes Bild über die langfristige Belastung durch Pestizide ab. Dafür gibt es den sogenannten SPEARpesticide-Index: einfach gesagt schaut man, wie viele auf Pestizid empfindlich reagierende Arten es in einem Gewässer hat. Je kleiner der Anteil empfindlicher Arten, desto stärker ist das Gewässer mit Pestiziden belastet.

Wenn in einem Gewässer die Fische plötzlich auf dem Rücken schwimmen, sehen alle, dass etwas gar nicht gut ist mit dem Gewässer und es wird analysiert und die Ursprungsquelle gesucht. Das ist der Vorteil vom Fisch, der gut ersichtlich ist. Aber das stille Sterben der Wirbellosen im Gewässer ist für die Öffentlichkeit nicht ersichtlich und wird daher kaum untersucht. Das ist ein allgemeines Problem, dass der langsame Artenschwund, der Rückgang der Biodiversität und damit auch unserer Lebensgrundlage nur langsam vonstatten geht und es für den Laien nicht ersichtlich ist und deshalb auch nicht wirklich als Problem erkannt wird.

Wir legen daher dem Regierungsrat nahe, auch Sedimente und Bioindikationen für den Pestizideinfluss auf die Wasserlebewesen besser zu untersuchen und zu verstehen und mögliche Pestizideinflüsse zu stoppen.