Postulat betreffend Förderung eines konfliktfreien Miteinanders von Erholungssuchenden und Natur

Mit meinen Kantonsratskolleginnen und -kollegen habe ich ein Postulat erstellt, das die negativen Folgen des Erholungsdrucks auf den Wald und die Naturschutzgebiete thematisiert. Es braucht mehr finanzielle und personelle Mittel zum Schutz der Zuger Wälder und der Naturschutzgebiete.

Mountainbiken, Reiten, Joggen, Stand-up-Paddeln, Schneeschuhlaufen und weitere Outdoor-Sportarten werden immer beliebter. Das ist gut für die Fitness der Menschen, jedoch hat die starke Zunahme zu einem erhöhten Erholungsdruck insbesondere im Wald und in Naturschutzgebieten geführt. Die Pandemie hat diese Entwicklung seit 2020 noch beschleunigt. Die Belastung für Flora und Fauna ist besorgniserregend. Ein zu hoher Erholungsdruck kann zum lokalen Aussterben von Tier- und Pflanzenarten führen und die Waldverjüngung beeinträchtigen. Stand-up-Paddler und -Paddlerinnen, die beispielsweise zu nahe an das Naturschutzgebiet Choller gelangen, verscheuchen regelmässig die dort brütenden Vögel, was schliesslich zum Abbruch der Brut führen kann. Auch Landwirtschaftsflächen sind betroffen, wenn immer mehr Bikende und Spazierende quer über ein Feld fahren bzw. gehen und dabei die Vegetation zerstören und den Boden verdichten.

Insbesondere der Wald wird von einigen als gesetzesfreier Raum betrachtet. Immer wieder werden illegal neue (Bike-)Wege erstellt. Die Eigentümerin oder der Eigentümer muss dann auf eigene Kosten den Weg wieder entfernen oder haftet ansonsten für das neu erstellte Werk. WaldZug, der Verband der Waldeigentümer, hat aufgrund dieser äusserst unbefriedigenden Situation bereits mit dem Regierungsrat Kontakt aufgenommen.

Durch den Covid-19-Kredit konnten Ranger und Rangerinnen aufgeboten werden, welche in den sensiblen Gebieten unterwegs waren. Sie konnten die Bevölkerung vor Ort für die Anliegen der Natur und der Grundeigentümer und -eigentümerinnen sensibilisieren sowie auf bestehende Regeln und Gesetze hinweisen. Diese Aufsicht sorgte für mehr gegenseitigen Respekt zwischen den verschiedenen Nutzer und Nutzerinnen. Wenn alle Acht geben auf Flora und Fauna, sowie auf die Grundeigentümerinnen und weitere Erholungssuchende, dann braucht es keine zusätzlichen gesetzlichen Einschränkungen und man kann sich im Wald weiterhin frei fühlen. Der Kredit läuft nun aus. Deshalb ist dringend eine Anschlusslösung zu finden, denn die Probleme – ausgelöst durch den zu hohen Erholungsdruck – bleiben auch nach der Pandemie bestehen.[1]

Bei der Problemlösung kann auch auf bestehende Angebote zurückgegriffen werden. So hat beispielsweise die Stiftung Reusstal ein fachkompetentes Rangerteam, welches bereits im Gebiet des Reussspitz auf Aargauer und Zürcher Seite im Einsatz ist. Es wäre ein Leichtes, die Stiftung Reusstal auch mit der Beaufsichtigung der Zuger Reussseite zu beauftragen.

Um die erhöhte Erholungsnutzung des Waldes und der Naturschutzgebiete zu bewältigen ohne den Druck auf Flora und Fauna weiter zu vergrössern, braucht es einige Anpassungen. Einerseits sollen Flächen primär zur Erholungsnutzung zur Verfügung stehen und diese entsprechend unterhalten werden. So hat ein Erholungswald andere Ansprüche an die Pflege als ein Schutzwald. Die Aufwände im Erholungswald werden jedoch zurzeit noch nicht vom Kanton finanziell unterstützt. Der Mehraufwand der Eigentümer und Eigentümerinnen aufgrund der erhöhten Erholungsnutzung muss finanziell entschädigt werden. Andererseits muss eine klare und verständliche Besucherlenkung mit entsprechender Signalisation in sensiblen Waldgebieten und in den Naturschutzgebieten gewährleistet werden. Erholungssuchende sollen die ökologisch wertvollen Flächen am Rand erleben können. Sensiblen Fläche mit störungsempfindlichen Tier- und Pflanzenarten sollen hingegen vor Erholungssuchenden geschützt sein. So werden die Ansprüche von Menschen, Tieren und der Umwelt bestmöglich berücksichtigt.

[1] siehe Zuger Zeitung vom 1. Juli 2021 „Ranger sollen dauerhaft im Dienst sein“

Das Postulat ist hier ersichtlich.