Ein solidarischer Blick über die Kantonsgrenze

In Zug geboren und aufgewachsen lebe ich gerne in diesem Kanton und schätze seine Vorteile. Man ist stolz auf den Kanton, der sich in den letzten Jahrzehnten von einem armen Kanton zu einem attraktiven, florierenden Wirtschaftskanton entwickelte. Trotzdem finde ich es wichtig, immer wieder über die Kantonsgrenze zu sehen und die ganze Schweiz im Blick zu haben. Geht es der Schweiz gut, geht es auch dem Kanton Zug gut.

Diesen Blick vermisse ich gänzlich in der Diskussion um die Abstimmung zur weiteren Steuersenkung. Ein gewisser Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen ist ganz okay, doch was Zug bietet, ist nicht mehr gesund. Ein Aargauer Gemeinderat erzählte mir einst, dass bei ihnen eine gut zahlende Firma nach Zug gezogen ist. Sie mussten deshalb sparen und haben u.a. ein Weihnachtsessen der Gemeinde für Arme und Obdachlose gestrichen. Oder man liest, dass aus einer Berner Gemeinde eine sehr reiche Person in den Kanton Zug gezogen ist. Die Gemeinde muss nun extrem sparen und die sonst schon hohen Steuern weiter erhöhen, was das Budget aller anderen Dorfbewohnenden stark belastet. Es gibt wohl zig solche Beispiele, bei der Gemeinden in finanzielle Schwierigkeiten kommen, weil gute Steuerzahlende nach Zug ziehen. Darunter leiden dann oft Schweizer:innen, die nicht das Privileg haben, in Zug zu wohnen.

Und im Kanton Zug? Hier weiss man schon kaum mehr, wohin mit dem vielen Geld, so dass man die Steuern nun noch weiter senken will. Bei diesem krankhaft gewordenem Steuerwettbewerb leidet die Solidarität und der Zusammenhalt in der Schweiz.