«Wir sind ja schon für die Umwelt, aber…»

An der Kantonsratssitzung vom 30. Januar wurde über eine Motion debattiert, die ich mit weiteren Fraktionsmitgliedern eingereicht habe. Unser Anliegen war, dass für jedes Regierungs- und Kantonsratsgeschäft die ökologischen Auswirkungen aufgezeigt werden sollen. Bereits wird dies für finanzielle Auswirkungen gemacht. Eine grosse Blackbox bleibt hingegen die ökologische Auswirkung eines Geschäfts. Wie sollen die Regierung und der Kantonsrat die richtigen Entscheide treffen, wenn die Auswirkungen auf die Umwelt gar nicht wirklich aufgezeigt werden? Dieses Wissen würde eine unverzichtbare Grundlage bilden, um adäquate Entscheidungen zu treffen.

Enttäuscht musste ich feststellen, dass nebst der Alternativen – Die Grünen (ALG) und der SP nur gerade drei von der CVP dafür stimmten. Nicht einmal die «Grün»-liberalen waren dafür. Bedenklich finde ich die alte Leier «Wir sind ja schon für die Umwelt, aber…»  …aber es soll nichts kosten und keinen Mehraufwand bringen, heisst es dann. Das ist das grosse Problem, wieso wir in dieser Umweltmisere sind. Wir schätzen die Natur zu wenig und sehen nicht, was sie alles für uns leistet. Zum Beispiel bestäuben Bienen und andere Insekten viele unserer Nutzpflanzen, ein Boden mit hoher Biodiversität ist viel fruchtbarer und aus gesunden Böden heraus erhalten wir sauberes Trinkwasser. Das sind sogenannte Ökosystemleistungen. Leistungen, welche die Natur sozusagen gratis für uns erbringt. Und da haben wir das Problem in unserer Gesellschaft: Was keinen Preis hat, hat keinen Wert. Aber schauen wir mal nach China, wo in Gebieten die Bienen wegen zu hohem Spritzmitteleinsatz verschwunden sind und jetzt Personen mit Wattestäbchen die Blüten der Obstbäume bestäuben, damit es Früchte gibt. Oder aktuell hier in der Schweiz, wo die Garantie für sauberes Trinkwasser ins Wanken gerät. Kürzlich mussten ein paar Trinkwasserfassungen schliessen, weil festgestellt wurde, dass ein Pestizid (diesmal war es Chlorothalonil) neu als vermutlich gesundheitsschädigend eingestuft wurde. Ich möchte nicht wissen, was es kosten würde, wenn wir das ganze Trinkwasser technisch reinigen und aufbereiten müssten, oder wenn wir bei der Bestäubung der Pflanzen künstlich nachhelfen müssten. Wenn wir nicht Sorge halten zu unserer Umwelt, weil wir Kosten und Aufwand scheuen, dann kommt es uns alle schlussendlich um ein x-faches teurer.

Unsere Motion hätte Kosten und Aufwand verursacht, aber nicht so viel, wie von den Bürgerlichen befürchtet wurde. Bei vielen Geschäften sieht man gleich, dass es keine ökologischen Auswirkungen hat. Das hätte man in einem Sätzchen schreiben können und gut ist. Bei vielen Bauprojekten wird der Umweltaspekt schon berücksichtigt. Also sind es schlussendlich nicht mehr viele Geschäfte, die neu etwas genauer hätten angeschaut werden müssen.  Aber es wäre vereinheitlicht worden, hätte dem Regierungs- und Kantonsrat als wichtige Grundlage gedient und Zug hätte eine Pionierrolle einnehmen können. Doch lieber bleibt man beim Alten, will nichts ändern, keine (halb-)grossen Schritte wagen. Wohin hat uns dieses Verhalten bis jetzt geführt? Der Klimawandel und der grosse Biodiversitätsverlust sind die Antwort.

Wer noch mehr darüber lesen möchte, kann mein Votum von der Kantonsratssitzung lesen.